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Von Abenteuerlust und Nachhaltigkeit: Wie grün ist die Outdoorbranche?

Nachhaltigkeit ist häufig mit komplexen Herausforderungen verbunden – doch sie ist nicht mehr wegzudenken. Katja Mendel, Retail Format Managerin der Division Outdoor bei der SPORT 2000 GmbH, verdeutlicht, warum Nachhaltigkeit weit mehr als nur ein Schlagwort ist. Im Interview gibt sie Einblicke in die zentrale Bedeutung von Nachhaltigkeit für die Outdoorbranche und erklärt, wie die SPORT 2000 GmbH konkrete Maßnahmen umsetzt, um ihre FachhändlerInnen zu unterstützen.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich persönlich und welchen Stellenwert nimmt sie in deinem Job ein?
Katja Mendel: Das Wort „Nachhaltigkeit“ verwende ich mittlerweile nur noch ungern. Auf viele Menschen wirkt es abschreckend, da sie annehmen, es sei mit zusätzlicher Arbeit und starken Einschränkungen verbunden. Für mich persönlich bedeutet es jedoch, Verantwortung zu übernehmen und aktiv für eine bessere Zukunft zu arbeiten. Auch in meinem Beruf im Bereich Outdoorsport spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Wir setzen uns gemeinsam mit unseren HändlerInnen intensiv dafür ein, dass unsere KundInnen die bestmögliche Zeit draußen verbringen können – sei es beim Laufen, Wandern oder bei anderen Outdoor-Aktivitäten.

 

 

Sport in der Natur gibt uns viel Energie. Damit wir lange etwas davon haben, sollten wir sie schützen. Wie stehst du zur Nachhaltigkeit im Outdoorsport?
Katja Mendel:
Ich sehe Outdoorsport als eine Form der Nachhaltigkeit. Immer dann, wenn man sich im Freien bewegt, handelt man auch nachhaltig für seinen eigenen Körper. Darüber hinaus zeichnen sich Outdoor-LiebhaberInnen durch ihr bewusstes Verhalten gegenüber der Umwelt aus. Sie setzen sich aktiv für den Schutz der Natur ein, indem sie ihren Müll, zum Beispiel vom Berggipfel mit nach Hause nehmen und ordnungsgemäß entsorgen. Da Outdoorsport in der Natur stattfindet, ist die Outdoorbranche eng mit der Umwelt verknüpft und hat frühzeitig begonnen, den Einsatz natürlicher Materialien in der Bekleidung in den Fokus zu rücken.

Wird in der Outdoorbekleidung und -ausrüstung bereits mit nachhaltigen Materialen gearbeitet?
Katja Mendel: Ja, aber das ist ein großes und sehr komplexes Thema. Während einige Marken bereits recycelte Materialien und natürliche Stoffe verwenden, gibt es immer wieder Kritik insbesondere am Finishing der Materialien und deren Verarbeitung. Wichtig ist, dass Produkte nicht nur umweltfreundlich, sondern auch robust, langlebig und multifunktionell einsetzbar sind.

Auch die Lieferketten- und Produktionsthematik fällt in den Bereich der Nachhaltigkeit. Wie gestaltet sich dies im Bereich des Outdoorsports?
Katja Mendel:
Einige Spezialprodukte können derzeit nur in Asien gefertigt werden, da dort die entsprechende Expertise vorhanden ist. Marken setzen auf Audits und Zertifikate, um die Produktionsstandards und Arbeitsbedingungen vor Ort zu gewährleisten. Man spürt die Bemühungen der Brands, hier in Sachen ESG (Environmental, Social, Governance) positive Veränderungen zu bewirken. Es kommt auch vor, dass Marken Partnerschaften mit ProduzentInnen beenden, weil sie bestimmte Standards nicht erfüllen. In solchen Fällen handeln die Marken jedoch immer direkt. Um sicherzustellen, dass unsere FachhändlerInnen gut informiert sind und sich in der Vielzahl an Siegeln zurechtfinden, haben wir gemeinsam mit dem Institut Hohenstein eine Siegelübersicht erarbeitet. Diese erläutert, wofür die jeweiligen Siegel stehen.

 

 

Wie relevant ist Nachhaltigkeit überhaupt für EndkonsumentInnen?
Katja Mendel:
Nachhaltigkeit ist für EndverbraucherInnen viel relevanter, als es oft kommuniziert wird. KonsumentInnen legen großen Wert darauf, wie und wo Produkte hergestellt werden. Viele Menschen suchen gezielt nach funktionalen Produkten, die ihren Bedürfnissen entsprechen und dabei nachhaltig produziert wurden – sei es für Reisen mit wenig Gepäck oder die Nutzung in verschiedenen Sportarten.

Viele SportlerInnen verbinden persönliche Erlebnisse mit ihren Sportprodukten. Wenn ein Artikel beschädigt wird, besteht dann die Möglichkeit ihn reparieren zu lassen?
Katja Mendel:
Auch wenn Artikel von den BenutzerInnen regelmäßig gepflegt und rücksichtsvoll behandelt werden, können Mängel auftreten. Dank diversen Reparaturdienstleistungen können viele Produkte wieder fit für einen weiteren Lebenszyklus gemacht werden. In diesem Bereich arbeiten wir mit einem externen Dienstleister zusammen, der die Reparatur und Wiederaufbereitung der Produkte übernimmt. Aktuell ist dieses Angebot auf den Textilbereich beschränkt, doch wir arbeiten bereits daran, auch Hartwarten zu integrieren. In Deutschland und den Niederlanden steht der Home of Experts-Service unseren SPORT 2000 HändlerInnen ab Mitte August zur Verfügung, und eine länderübergreifende Erweiterung ist in Planung.

Der Home of Experts-Service klingt nach einer tollen Initiative, um dem Neukaufwahn entgegenzuwirken. Wenn Produkte jedoch repariert werden, werden oft keine neuen gekauft. Schadet der Reparaturservice daher nicht dem Geschäft der HändlerInnen?
Katja Mendel:
Reparaturdienstleistungen stehen in keiner Konkurrenz zum Neukauf. Im Gegenteil, wir sehen darin einen enormen Mehrwert für HändlerInnen, der sich positiv auf die Kundenbindung auswirkt. Wichtig ist, dass die Reparatur schnell durchgeführt wird, da EndverbraucherInnen verständlicherweise nicht lange warten möchten, um ihre Produkte wieder zu verwenden.

 

 

Was können HändlerInnen tun, um in ihren Stores noch nachhaltiger zu agieren?
Katja Mendel:
Händler haben bereits zahlreiche nachhaltige Maßnahmen umgesetzt. Sie setzen überwiegend auf natürliche Dekomaterialien, minimieren Verpackungen und optimieren ihr Energiemanagement. Ein konkretes Serviceangebot, das wir unseren HändlerInnen in Deutschland zur Verfügung stellen, ist die Klimaprofiberatung. Dabei kommt ein zertifizierter Klimaprofiberater in den jeweiligen Store und führt eine umfassende Standortanalyse durch. Ziel ist es, den Energieverbrauch zu überprüfen, Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz zu entwickeln, Kosten zu senken und gleichzeitig Ressourcen zu schonen.

Es gibt viele Möglichkeiten, um den eigenen Store und die Arbeitsweise nachhaltiger zu gestalten. Wie behalten HändlerInnen dabei den Überblick?
Katja Mendel:
Wir unterstützen sie durch Erfahrungsaustausch und Informationsangebote wie unseren GREEN VISION Podcast, der Themen wie Siegelübersichten oder auch die KlimaProfi-Beratung kurz und prägnant vorstellt. Link zum GREEN VISION Podcast: https://open.spotify.com/show/3yGcZMYltmW3W60lKYIgSi

Was sind deine Wünsche an den Handel, die Industrie und die KonsumentInnen, um Outdoorsport nachhaltiger zu gestalten?
Katja Mendel:
Ich wünsche mir, dass Beratungsgespräche einen noch höheren Stellenwert erhalten. Durch die Expertise der FachberaterInnen können sich KonsumentInnen bewusst für oder gegen ein Produkt entscheiden. Die Industrie hingegen sollte auf beständigere Kollektionen setzen, das wirkt sich positiv auf die Beratungsqualität und zugleich auf den CO2-Fußabdruck aus. Letztendlich gilt es, den menschlichen Aspekt immer im Blick zu behalten und uns gegenseitig positiv zu motivieren, um gemeinsam Veränderungen zu bewirken. Nachhaltigkeit sollte zu einem Lifestyle und einer grundlegenden Lebenseinstellung werden. Meine persönliche Prognose lautet: Wenn wir alle um 20% nachhaltiger werden, wird unsere Welt durch den Multiplikatoreffekt um 50% besser. Bei allem, was wir tun, vergesst eure Seele nicht.

 

Katja Mendel- Retail Format Manager der Outdoor Division bei SPORT 2000 GmbH

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