E-Sport, das professionelle und wettbewerbsorientierte Gaming, ist viel mehr als nur ein Trend – er gestaltet die Zukunft des Sportfachhandels. Tobias Koser, Projekt Manager Marketing bei SPORT 2000 International und André Navratil, Senior Category Manager Training/Lifestyle bei SPORT 2000 International teilen Einblicke in die digitale Welt des Sports und sprechen im Interview darüber, welche Relevanz E-Sport für den Sportfachhandel hat.
E-Sport boomt im Moment weltweit. Seht ihr darin einen Trend, der gekommen ist, um zu bleiben? Oder eher ein vorübergehendes Phänomen?
Tobias Koser: E-Sport ist weit mehr als ein vorübergehendes Phänomen. Es ist ein wachsender Sektor mit langfristigem Potenzial. Also definitiv ein Trend, der gekommen ist, um zu bleiben und der den Sportfachhandel in den nächsten Jahren intensiv mitgestalten wird.
Wie schätzt ihr die Relevanz von E-Sport für den Sportfachhandel ein?
Tobias Koser: Mit einer stetig wachsenden Fangemeinde und einer beeindruckenden Marktgröße bietet E-Sport auch für den Sportfachhandel enormes Potenzial. Es geht dabei nicht nur um den Verkauf von Gaming Zubehör, sondern eher um die Integration von E-Sport in bestehende Produktkategorien. Gerade Nutrition und Hydration sind aktuell sehr angesagte Themen, von denen der Sportfachhandel profitiert.
E-Sport unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht vom „klassischen“ Sport. Verändert sich dadurch die Sportbranche? Wenn ja, inwiefern?
Tobias Koser: E-Sport hat das traditionelle Verständnis von Sport erweitert. Der Fokus liegt nicht mehr nur auf physischer Aktivität, sondern verstärkt auf mentaler Geschicklichkeit und strategischem Denken. Dieser Wandel eröffnet dem Sportfachhandel neue Perspektiven und Möglichkeiten.
Du sprichst von neuen Perspektiven für den Sportfachhandel. Wie könnten diese aussehen?
Tobias Koser: Es ergeben sich Möglichkeiten für neue bzw. erweiterte Produktkategorien, wie zum Beispiel in den Bereichen Sporttextil, Fitness, Nutrition oder Hydration. Zudem bietet E-Sport auch Raum für neue Marketingstrategien und Initiativen, wie spannende Sponsoring-Angebote oder Product-Placement. Es zeigt sich auch immer mehr, dass Menschen, die sich über Gaming für Brands interessieren, in den stationären Sportfachhandel kommen, um diese Produkte zu kaufen.
Bei klassischem Sport steht oftmals der Teamgedanke im Vordergrund. Welchen Stellenwert nimmt eurer Meinung nach der Communitygedanke im E-Sport ein?
Tobias Koser: E-Sport ist eine wachsende Branche, die eine große Anzahl an SpielerInnen und Fans auf der ganzen Welt begeistert – und somit eine treibende Kraft. Die E-Sport-Community ist bekannt für ihre Offenheit und Toleranz gegenüber Menschen aus verschiedenen Kulturen und Hintergründen. GamerInnen kommen aus der ganzen Welt und sprechen verschiedene Sprachen, sie alle teilen aber die gleiche Leidenschaft. Der Communitygedanke ist im E-Sport ein wichtiger Aspekt. Er bringt Menschen zusammen und schafft eine Gemeinschaft, die sich um ihre gemeinsame Leidenschaft dreht. Dieser Gemeinschaftssinn und die Begeisterung können wiederum genutzt werden, um Markenloyalität zu schaffen und das Kundenerlebnis zu verbessern.
Welche Vorteile und Herausforderungen seht ihr im Zusammenhang mit E-Sport?
André Navratil: E-Sport bietet den großen Vorteil eines globalen digital vernetzten Marktes, der wiederum rasch für Veränderungen sorgt. Eine Herausforderung wird es in Zukunft bestimmt sein, auf diese schnellen Marktveränderungen zu reagieren und dabei immer authentisch zu bleiben. Denn nur so gelingt es, die spezifische Zielgruppe anzusprechen.
Welche Zielgruppe begeistert sich vorwiegend für E-Sport?
André Navratil: Die typische Zielgruppe für E-Sport ist jung, technikaffin und verbringt viel Zeit online. Diese Dialoggruppe hat für den Sportfachhandel eine große Relevanz, da neue Kundensegmente und langfristige Bindungen aufgebaut werden können.
Mit welchen Innovationen überzeugt die E-Sport-Branche aktuell junge, technikaffine Menschen?
André Navratil: Non-Fungible Tokens (NFTs), ein konkreter Vermögenswert, der auf der Blockchain existiert und nicht austauschbar oder ersetzbar ist, wird immer stärker in die E-Sportbranche integriert. Ein Beispiel dafür sind Sammlerstücke wie, Turnschuhe, Trikots oder andere Fanartikel. Die Verwendung von NFTs ermöglicht, einzigartige und authentische Sammlerstücke zu besitzen, die nicht dupliziert oder ausgetauscht werden können. Damit werden Brücken zwischen der virtuellen und der realen Welt geschaffen. Darüber hinaus dienen NFTs oft als Schlüssel zu exklusiven Erfahrungen, stärken die Kundenbindung und sprechen insbesondere eine technologieorientierte Zielgruppe an.
Wie schätzt ihr das Potenzial von E-Sport-Events ein? Und wie kann der Sportfachhandel davon profitieren?
André Navratil: E-Sport-Events ziehen weltweit Millionen von Zuschauern an. Sie bieten dem Sportfachhandel die Möglichkeit, sich als Teil dieser dynamischen und wachsenden Gemeinschaft zu positionieren und von der hohen Sichtbarkeit zu profitieren. Gerade im Bereich Product-Placement und Sponsoring ergeben sich spannende Felder. Wir gehen davon aus, dass E-Sport-Events traditionelle Sportveranstaltungen ergänzen und nicht ersetzen.
Welche Kontaktpunkte habt ihr bei SPORT 2000 International bereits mit dem Thema E-Sport gemacht?
André Navratil: In unserem „Multi-Category-Retailer“ (MCR) Konzept ist die Integration von E-Sport-Events fest verankert. Die Durchführung solcher Events, in Stores oder auf Eventflächen, entspricht einer der grundlegenden Konzeptcharakteristiken. Auch mit unserem Retail-Konzept ABSOLUTE TEAMSPORT haben wir bereits konkrete Berührungspunkte zu E-Sport. Aktuell gibt es beispielweise in ausgewählten Stores Playstations, die KundInnen zur Verfügung stehen sowie FIFA-Turniere direkt am Point of Sale. Zusätzlich ist ABSOLUTE TEAMSPORT bereits an der Bandenwerbung des Computerspiels FIFA 24 von EA Sports zu sehen. Wir sind gespannt, wohin sich die Reise mit E-Sport weiterentwickelt.
Foto Rechte: cottonbro Studio (pexels.com) / Yan Krukau (pexels.com) / Case Western Reserve University / SPORT 2000