Fünf Tage lang standen bei der erstmals digital durchgeführten ISPO die Herausforderungen durch Corona und ihre Auswirkungen auf den Sportfachhandel im Fokus. Neben neuen Entwicklungen, wie dem höheren Stellenwert von Sport in nahezu jeder Alters- und Bevölkerungsgruppe, gelten Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Sportstech weiterhin als Megatrends der Branche. Abgesagte Sportveranstaltungen, geschlossene Fitnessstudios oder der von zahlreichen Lockdowns geprägte Handel – die Pandemie hat die Sportindustrie auf allen Ebenen beeinflusst. Dies fordert von allen Beteiligten am Markt Flexibilität.
#1 Ganzheitliches Training statt dem Streben nach Höchstleistung
Die Pandemie hat das Gesundheitsbewusstsein der Menschen einmal mehr in den Fokus gerückt. Sich körperlich durch Sport fit zu halten spielt bei Jung und Alt eine große Rolle. Dabei tritt der Anspruch auf höchste Leistung immer weiter in den Hintergrund. Im Mittelpunkt steht ein ganzheitlicher Trainingsansatz, der die Vitalität und das Wohlbefinden fördert. Sportler setzten vermehrt auf einen Mix aus Kraft- und Cardio-, als auch mentales Training. „Die Verbindung von Körper und Geist – auch Mindfullness genannt – ist ein Trend der seit etwa zwei Jahren immer weiter an Bedeutung gewinnt. Yoga ist eines der besten Beispiele dafür. Die ungewöhnliche aktuelle Situation hat diesen Trend nochmals verstärkt“, betont Niko Schulz, Category Manager für Running, Training, Lifestyle und Teamsport/Textil bei SPORT 2000 International. Der Trend zu mehr Individualität beschränkt sich dabei nicht nur auf die Bewegungsform, sondern spiegelt sich auch in der Trainingskleidung wider, erklärt Niko Schulz: „Das sogenannte ‚Body Mapping‘ nimmt immer stärkeren Einfluss in das Design von Sportkleidung. Die Schnitte sind optimal auf die unterschiedlichen Körperformen zugeschnitten und berücksichtigen Körperareale die mehr oder weniger schwitzen. So schaffen sie ultimativen Komfort und Performance.“
#2 Home Gym – Jetzt sind Profi-Geräte gefragt
Diesen Trend bestätigt der überdurchschnittlich gute Verkauf von Fitnessequipment für das eigene zu Hause. „Fitnessstudios jeglicher Art sind bereits seit Monaten geschlossen, vielen Menschen haben dies als Anlass genommen sich ein eigenes Home Gym aufzubauen oder dieses zu erweitern. Das beginnt beim Kauf von Hanteln bis hin zum Laufband oder einer Kraftstation“, erklärt André Navratil, Category Manager für Running, Training, Lifestyle und Teamsport/Hartware und Schuhe und führt weiter aus: „Dabei liegen Trainingsgeräte mit digitalen Features im Trend. Denn auch wenn die Individualisierung an Bedeutung gewinnt, zeigt sich bei den Menschen der Wunsch in einer Community vernetzt zu sein – auch in der digitalen Welt. Zahlreiche Apps und Plattformen sorgen für Motivation und den Austausch mit gleich Gesinnten.“
#3 Running – der ideale Einstieg in den Sport
Neben dem Radfahren gilt Running als einer der größten Gewinner der Corona Pandemie. „Running hat im letzten Jahr viele neue Fans gewonnen, da man die Sportart einfach und ortsunabhängig zu jeder Zeit ausüben kann. Vor allem Sportanfänger und Rückkehrer jeden Alters habend die Freude an der Bewegungsform an der frischen Luft wiederentdeckt“, erklärt André Navratil. „Unabhängig welches Level der Läufer aufweist, die Abstimmung des Stabilisierungs- und Dämpfungsgrades des Laufschuhs ist essenziell. Spezialisierte Fachhändler bieten Analysetools, um den passenden Laufschuh zu finden.“ Navratil empfiehlt vor allem Laufanfängern oder Wiedereinsteigern auf gute Beratung beim Schuhkauf zu setzen – das funktioniert bei vielen Spezialistenhändlern auch online. Ziel ist es den Schuh zu finden, der ideal an das eigene Leistungsniveau zugeschnitten ist und gut sitzt.
#4 Female Perspective – Frauen im Fokus
Bei Produktinnovationen stehen auch immer mehr die Bedürfnisse von Athletinnen im Mittelpunkt, immerhin stellt der weibliche Körper spezielle Anforderungen an Sportkleidung. Ein Beispiel dafür ist der ISPO Brandnew 2021 Award-Gewinner Veloine. Der Radsportspezialist stellt Radsportbekleidung speziell für Frauen her und kreierte nun eine Radhose die sich an den wachsenden Bauch von Schwangeren problemlos anpasst. „Brands haben verstanden, dass es nicht reicht Sportkleidung nur in Größe und Farbe zu verändern, um die weibliche Zielgruppe anzusprechen. Es braucht individuell an den weiblichen Körper angepasste Modelle, um Athletinnen in ihrer Performance bestmöglich zu unterstützen“, so Category Managerin für Outdoor & Wintersport/Textil Verena Schledorn.
#5 Outdoor weiterhin im Fokus der Nachhaltigkeit
Im Sommer als auch Winter zieht es sportbegeisterte Menschen in die Berge. Begonnen bei Wanderungen und Klettertouren, bis hin zu Skitouren im Hochgebirge – das Spektrum an sportlichen Möglichkeiten in der Natur ist vielfältig. Das zeigt sich auch im dafür benötigten Equipment. „Auch im Outdoor Segement ist ein ideal passender Schuh entscheidend und solle mit Hilfe fachlicher Beratung gekauft werden. Der Schuh-Trend geht hier im Moment zu leicht und multifunktional, aber auch eine lange Lebensdauer und die Möglichkeit des Wiederbeshohlens nehmen an Bedeutung zu“, erklärt SPORT 2000 International Category Manager Outdoor Steffen Kunz. Das Thema Nachhaltigkeit wird vor allem im Outdoor Segment seitens der Kunden verstärkt hinterfragt. „Der Trend geht hin zu totaler Transparenz entlang der gesamten Textilkette – von der Entwicklung, über die Herstellung bis hin zum Recycling. Dabei steht bei Materialen der neuen Generation vor allem die Fähigkeit sich von selbst wieder in natürliche Komponenten zersetzen zu können im Mittelpunkt – auch bekannt als ‚Close the Loop‘. Dennoch wird erwartet, dass Sporttextilien dadurch nicht an Funktionalität und Design verlieren“, so Steffen Kunz und geht noch einen Schritt weiter: „Es steht darüber hinaus nicht immer nur die nachhaltige Produktion der Produkte im Fokus, sondern auch die vielfältige Einsetzbarkeit im Alltag und der Freizeit.“
Credits: ISPO Munich Online